Dienstag, 13. Oktober 2009

Spender

HOLA ! Kürzlich waren zweimal Geldgeber hier. 

Erstens: Einige elegant gekleidete Frauen, denen man ihren Reichtum deutlich ansah, saßen mit Sor Isa(bel) und Sor Lupita am Küchentisch und es gab Kaffee (Kaffee! den gibts es sonst nie - auch wenn er nicht lecker war) und Plätzchen. Die gibt's sonst auch nie, außerdem wurde feines Porzellangeschirr benutzt. Dann wechselten nach ewigem Geldzählen und einigen netten Worten etwa 33000 Pesos den Besitzer. Sor Isa hat sich mehr als knapp bedankt und kurz darauf wurden Elias und Ich den Damen vorgestellt. Eigentlich waren die Damen sehr nett aber mit ihrem oberflächlichen, wie eingemeißelt wirkenden Lächeln waren sie mir gegen Ende ein wenig unsympathisch. Natürlich wäre es unfair den Damen pauschal Desinteresse an den Kindern zu unterstellen. Auf mich hat es jedoch so gewirkt, auch, weil sie kein Wort mit ihnen geredet haben.

Zweitens: Nachmittags kam eine in etwa zehnmannstarke Delegation einer Firma. Der Firmenname hieß irgendetwas mit Microcredito, was auf eine Bank schließen lässt. Alle Kinder mussten ein grünes Albergue T-Shirt anziehen, es wurden ziemlich viele Luftballons aufgeblasen und Stuhlreihen, sowie ein Tisch für die Redner aufgestellt. Außerdem liefen 2 verkleidete Jugendliche in stark riechenden Kostümen rum, um die Kinder zu unterhalten. Der Intention wurde die gesamte Angelegenheit nicht gerecht:

Es gab 2 ernüchternd trockene Dankesreden vom Chef der Firma und einer der oben erwähnten Damen (braunes Oberteil, rechts im Bild), die auch anwesend war. Dann wurden unzählige Fotos mit dem Riesenscheck und den Kindern gemacht.

Ich habe die Kinder, selbst bei Hausarbeiten, noch nie so gelangweilt und teilnahmslos erlebt. Das schlug sich auch in dem von den Kids gesungenen Lied „Gracias“ nieder. Während normalerweise alle lautstark mitsingen, hat hier in etwa die Hälfte geschwiegen.


Das gesamte Event wirkte auf uns – Schwestern, Kinder und Freiwillige – wie eine Inszenierung für Presse und Website der Firma. Die gespendete Summe von 25.000 Pesos entspricht übrigens in etwa 1250 €. Wieder wurde ich den Eindruck nicht los, dass die Geldgeber zwar spenden wollen und dies von den Nonnen auch gerne gesehen wird, sich aber kein bisschen für das Wohl der Begünstigten interessieren.
Denn Reden mit den Kindern? Wieder Fehlanzeige



Die aktuellen Baumaßnahmen hier verschlingen übrigens ungefähr eine Millionen Pesos. Wie da die beiden Beträge helfen, kann sich jeder selbst zusammenreimen. Trotzdem vielen Dank an die Geldgeber.


Dafür hatten die Kinder danach Spaß mit den Luftballons. Und Süßigkeiten haben sie auch bekommen ;)


1 Kommentar:

  1. lieber ben,
    dein(e) berichte stimmen nachdenklich - und machen deshalb neugierig. nun lern ich dich halt "so" mehr und mehr kennen. surft man im web durch "chiapas", wird man NOCH neugieriger. Darf´s ein Tip sein: Wie wäre es, wenn Du Dir für jeden Blog ein bißchen Platz für die "Systembetrachtung" lässt? Euer Wissen darüber wird ja wachsen. Also - sorry!! - mich würde interessieren: wie lange/bis zu welchem Alter bleiben die Jungs bei Euch, was kommt danach? Wie ist der Entscheidungsweg, wer-wann zu Euch kommt? Kinder erzählen seltenst Schlechtes über die Eltern - aber gibt es keine Unterlagen, die Ihr einsehen könnt? Habt Ihr Kontakt zu Ämtern? Wo sind/werden Mädchen untergebracht? Haben die Kinder noch Kontakte zur Herkunftsfamilie? Gibt es auch "professionelle" Behandlung (i.S.v. Therapie)???? - Und ganz was Anderes: Wie entwickelt sich Euer Kontakt zu den Einheimischen außerhalb der Albergue? - Und last but not least: Toilette klar? - ICH würde natürlich gerne mal 'nen Knast besuchen.
    Alles Gute weiterhin, halte Augen-Ohren-(Nase)-Herz offen. Ich lese mit....
    tschüss
    Dieter

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