Mittwoch, 16. Dezember 2009

Weihnachten

Hola !

Ich wollte nur kurz mitteilen, dass mir jegliche Weihnachtsstimmung fehlt ! Das liegt vor allem an der Temperatur, die tagsüber nicht unter 25° fällt. Auch abends ist es noch warm. Zur gemütlichen vorweihnachtlichen Stimmung mit Gemütlichkeit vorm Kamin, Glühwein, Kekse backen usw. passt das nicht ganz.



Da helfen auch diese gutgemeinten Plakate nichts.



ABER übermorgen fliege ich zu Lisa nach Cary, in der nähe von Chicago und da sind es heute -14°C

Das sollte doch reichen :)

Übrigens: Am 6. Januar komme ich zurück nach Tuxtla und am 7. geht's wieder mit der Arbeit los. Am 9. steht dann der Umzug in die Gastfamilie an.


Ich wünsche euch allen eine gemütliche Rest-Weihnachtszeit und einen Guten Rutsch ins neue Jahr !

Ben


Sonntag, 13. Dezember 2009

Virgen de Guadalupe

Hola !!



Samy & Ich

Am vergangenen Mittwoch ging es für uns und die Kinder ins Zentrum von Tuxtla. Wir haben dort die Maria-Kirche besucht, weil am 12.12 der Dia de la Virgen de Guadalupe ist. Bis zu diesem Datum wird in Mexiko gepilgert:

Die Hauptpilgerstätte, zu der jedes Jahr Zehntausende Mexikaner pilgern, befindet sich in Villa de Guadalupe Hidalgo nördlich von Mexico City (hier übrigens DF - Distrido Federal genannt). Dort wurde der Erzählung nach am 12.12.1531 von Juan-Diego, dem zuvor die heilige Maria erschienen war, eine Kirche erbaut. Diese Basilica ist das Ziel der Pilger. Weil das für uns und die meisten andern Chiapanecos (Bevölkerung Chiapas) aber zu weit wäre, muss die hiesige Maria-Kirche herhalten.



Los gings nachmittags im geschmückten Micro. Unser Busfahrer Don Julio hat uns auf der Avenia Central im Zentrum rausgelassen und uns dann "Rückendeckung" gegeben, damit wir unbesorgt zur Kirche laufen konnten.


Für Stimmung gesorgt haben Sor Luz mit ihrer Gitarre und Sor Guadalupe Juarez mit großem Megafon. Gesungen wurden wie immer religiöse Lieder, wobei die Kids von den ganzen Läden im Zentrum viel zu sehr abgelenkt waren.



Die ganze Truppe: v.r. Sor Isa, v.l. Sor Marse, außerdem waren noch die im Haus angestellten Frauen mit, z.B. die Köchin (hinter Isa im weißen Shirt)

In der Kirche angekommen: ein bisschen Weihwasser für alle 



Eine Messe gab es nicht, stattdessen kamen nacheinander Pilgergruppen herein, um vor dem Altar zu beten oder zu singen (so wie wir).



Die Pilger laufen zum Teil tagelang aus den entlegenen Dörfern in Chiapas nach Tuxtla, um Maria zu huldigen.


Montag, 7. Dezember 2009

Hola !

Horale !

Nach einer ewig langen Pause melde ich mich wieder. Es ist schon Dezember - Abgefahren wie die Zeit hier verfliegt !!!

Was gibts Neues? Ich werde im Januar - voraussichtlich am 9.1, dem ersten Samstag nach den Ferien umziehen.

Um auch das mexikanische Familienleben kennenzulernen und auch aus anderen Gründen werde ich aus der Albergue ausziehen und in einer Familie wohnen. Es handelt sich dabei um die Familie von Mary-Carmen (29), eine der Kontaktpersonen von Siijuve. Sie wohnt mir ihren Eltern (das ist hier auch in ihrem Alter völlig normal, auch wenn es Ausnahmen gibt, Rafa z.B.) und ihrem Bruder (ca. 30) zusammen.
Ich hatte mit der Gastfamilienmöglichkeit weder gerechnet, noch war ich hier unglücklich und wollte unbedingt weg. Dementsprechend war ich zunächst auch eher skeptisch, habe mich dann aber doch dazu entschieden den Rest meines Jahres bei Mary-Carmen zu wohnen. Ich arbeite natürlich weiterhin in der Albergue Infantil Salesiano, auch wenn sich einiges ändert:

Ich werde um 12:30 Uhr anfangen zu arbeiten, d.h. die morgentliche Busfahrt zu den Schulen um 7:10 entfällt. Feierabend wird schätzungsweise um 19:30 sein, weswegen wir auch nicht mehr die beiden Jungs von der Schule und Sor Maribel von der Uni abholen werden. Ich habe das wirklich gerne gemacht, bin aber auch dankbar dafür ab Januar unter der Woche abends Freizeit zu haben!

Die Familie kannte ich schon durch verschiedene Siijuveaktivitäten und sie macht einen wirklich sehr nett Eindruck :)


Letzte Woche Mittwoch waren wir auf Pablos Graduation von der Uni. Der gesamte Campus voll von fröhlich feiernden Studenten, war die Atmosphäre echt die pure Lebensfreude ! Was ich am besten fand, war der Toro hier - sieht 'n bisschen aus wie auf'm Bloxberg. Der war aus Draht gebastelt und voll mit Feuerwerkskörpern. Der Typ darunter ist dann wie abgestochen funken sprühend rumgelaufen und hat die Menge angeheizt:




Dienstag, 20. Oktober 2009

Cambio




Hola Amigos !

Seit dem letzten Eintrag über meine Aktivitäten hier in der Albergue hat sich einiges getan. Der wohl größte Unterschied ist, dass ich mich mit den Kids immer besser verstehe und ich (auch die Chaoten) echt lieb gewonnen habe. Es ist erstaunlich, dass, wenn ich mal schlechte Laune habe oder einfach nicht gut drauf bin, mich das Lachen der Kids jedes Mal aufs Neue aufheitert.

Ich werde hier übrigens fast immer mit Bendiez (links im Bild) angeredet. Sein Name kommt daher, dass er sich in 10 verschiedene Charaktere verwandeln kann.

Ich habe vor einiger Zeit angefangen aus Luftballons und Sand Jonglierbälle herzustellen. Da ich aufgrund des ziemlich straffen Programms leider keine freie Zeit mit den Kids bekomme, musste ich mir selbst ein kleines Zeitfenster schaffen: Vorausgesetzt meine Kinder arbeiten schnell und haben nicht getrödelt können wir nach dem Oficio (Haus saubermachen nach dem Mittagessen) eine Viertelstunde jonglieren üben. Den Kindern macht das echt Spaß. Außerdem lernen sie es, schnell und ohne Trödeln zu arbeiten, um früher spielen zu können. Joshua kann nach einer Woche sogar schon mit 3 Bällen jonglieren – sieht zwar noch nicht rund aus aber er wird’s garantiert weiter üben. Sobald ich meine Jonglierbälle auspacke kommen auch die Kids, die in der Kirche saubermachen angerannt und wollen mitmachen, sodass sie sich gegenseitig erklären können, wie es richtig geht.

Was hat sich noch geändert? Ich bin nachdem ich die Kinder von der Schule abgeholt habe, nicht mehr in der Wäscherei, sondern helfe den Kids beim Lesen. Erschreckend fand ich, dass John (11) das Alphabet noch nicht konnte! Außerdem bin ich für das Basteln der Weihnachtsgeschenke zuständig. Es handelt sich um 150 Sterne aus 2 versetzt aufgeklebten Pappquadraten, die mit Nylonfäden fein säuberlich umwickelt werden. Vorne befindet sich ein Mariaportrait und hinten ein kleiner Gebetstext… Nicht ganz mein Geschmack aber nun gut. Repräsentativ für die Albergue ist es auf jeden Fall.



Hier seht ihr mich beim 300 Pappquadrate ausschneiden. Die Vorbereitungen haben ewig gedauert. Deswegen hab ich mich in letzter Zeit auch aus der Hausaufgabenbetreuung zurückgezogen.

Die 150 Sterne gehen an alle „Beneficadores“ – also Spender, die Geld oder Obst oder sonstiges spenden. Das ganze hatte damit angefangen, dass Sor Luz mir einen fertigen Stern gegeben hat und ich für sie herausfinden sollte, wie der gemacht ist.

Mittlerweile, nach unzähligen Versuchen mit verschieden starkem Papier, Baumwolle und dünneren und dickerem Nylon, hat man mir alle gewünschten Utensilien besorgt und ich könnte mit den Kindern loslegen zu basteln. Natürlich wollen die Nonnen aber keine Zeit aus ihrem Programm freigeben. Sie werden in den 2 verbleibenden Monaten bis Weihnachten jedoch einsehen müssen – da bin ich mir sicher – dass sich 150 Sterne (einer dauert in etwa eine Stunde zu umwicheln) nicht von alleine herstellen und dass ich auch nicht alle machen kann. Ich bin gespannt, ob wir bis Weihnachten alle 150 schaffen, wir sollen „einfach“ immer zwischendurch mal ein Paar machen, wenn die Kindern Zeit haben (total utopisch, da sie nie Zeit haben…)

Ein weiteres Beispiel, dafür, dass es schwierig ist, Zeit für irgendetwas mit den Kindern oder Nonnen zu finden, ist Sor Luz’ Vorhaben mit mir ein Theaterstück zu schreiben. Sie hatte das vor ungefähr 2 Wochen geäußert, bisher ist daraus noch nichts geworden und ich habe auch nicht den Eindruck, dass da etwas passieren wird. Wann denn auch? Luz ist den ganzen Tag mit den Kindern unterwegs und hat bis spät abends absolut keine Pausen !

Gestern waren die älteren Kids (12-16) vormittags zu Hause, da sie keine Schule hatten. Die Zeit hätte man perfekt für Sport oder irgendwelche anderen Aktivitäten nutzen können. Stattdessen haben die Kinder den Hof gefegt, gewischt und aufgeräumt. Auf meinen Vorstoß, dass ich vielleicht etwas mit den Kids machen könnte bekam ich die Antwort, dass Sauberkeit äußerst wichtig sei, jedoch nicht nur äußere, sondern auch innere. Des Weiteren, dass die Kinder an viel Arbeit gewöhnt werden müssen und Gäste die Albergue nur sauber sehen dürfen, da sie dann eher von ihr reden. Natürlich stimmt das. Sauberkeit ist wichtig, die Kinder müssen an Arbeit gewöhnt werden, aber reichen nicht auch 3, anstatt 5 Stunden zum Putzen? Vielleicht mit festgelegten Erwartungen und nicht einfach nur als Beschäftigungstherapie?

Man muss auch die Position der Nonnen verstehen: Sie sind seit Jahren an diesen festen Tagesablauf gewohnt und für sie sind andere Werte wichtiger als z.B. die Schulung von koordinativen Fähigkeiten beim Jonglieren - Stichwort innere Reinheit. Ich bin eigentlich auch der Auffassung, dass die Kinder an viel Arbeit gewöhnt werden, vor allem wenn man die übliche Arbeitsmoral hier in Mexiko in Betracht zieht. Und auch, dass sie wenig Zeit alleine haben sollten, damit sie sich so wenig wie möglich alleine fühlen und nicht an ihre Vergangenheit denken müssen unterstütze ich. Dennoch finde ich das "Beschäftigungsprogramm", dass die Nonnen fahren mehr als fragwürdig! Hier wird z.B. 3 Mal am Tag der Hof gefegt und von einigen - für meine Augen - wenigen Blättern befreit. Wir werden sehen, wie sich das weiter entwickelt.

Was gibt’s sonst noch? Die Bauarbeiter mauern unseren „Notfallhintereingang“ zu! Aber den würden wir wahrscheinlich sowieso nicht mehr benutzen, seit wir wissen, dass der Securityman, der in der Straße rumläuft, sofort die Polizei ruft, wenn er jemanden abends oder nachts über die Mauer klettern sieht. Und das wäre echt mehr als unangenehm…



Trotzdem - "Was soll das?!"

Außerdem ist es ein bisschen kühler geworden. Das merkt man aber nur früh morgens und spät abends. Ich muss morgens in Pulli und langer Hose zu den Schulen fahren. Fühlt sich aber irgendwie gut an :)

Grüße nach Australien zu Jana und Lynn, nach Amerika zu Lisa, Lisa, Anni & Lari, zu Christoph in Uganda und zu Frido in Hanoi, außerdem nach Kenia, Porto Alegre, nach Zürich & Luzern, nach Ecuador zum Leo und auch an alle Mitstreiter in Mexiko, die ich hoffentlich Ende Oktober wieder sehen werde?!  – vor allem an J in Ocotlan! und natürlich auch sonnigste Grüße an alle in Deutschland verbliebenen und alle Leser in den Tiefen des Webs, die ich nicht kenne!

Machts gut!
Ben

P.S.

Lehre über die Energie im Körper (mit liebstem Gruß nach Hause an Daggi)


& Batman ist down gegangen :-/



Dienstag, 13. Oktober 2009

Spender

HOLA ! Kürzlich waren zweimal Geldgeber hier. 

Erstens: Einige elegant gekleidete Frauen, denen man ihren Reichtum deutlich ansah, saßen mit Sor Isa(bel) und Sor Lupita am Küchentisch und es gab Kaffee (Kaffee! den gibts es sonst nie - auch wenn er nicht lecker war) und Plätzchen. Die gibt's sonst auch nie, außerdem wurde feines Porzellangeschirr benutzt. Dann wechselten nach ewigem Geldzählen und einigen netten Worten etwa 33000 Pesos den Besitzer. Sor Isa hat sich mehr als knapp bedankt und kurz darauf wurden Elias und Ich den Damen vorgestellt. Eigentlich waren die Damen sehr nett aber mit ihrem oberflächlichen, wie eingemeißelt wirkenden Lächeln waren sie mir gegen Ende ein wenig unsympathisch. Natürlich wäre es unfair den Damen pauschal Desinteresse an den Kindern zu unterstellen. Auf mich hat es jedoch so gewirkt, auch, weil sie kein Wort mit ihnen geredet haben.

Zweitens: Nachmittags kam eine in etwa zehnmannstarke Delegation einer Firma. Der Firmenname hieß irgendetwas mit Microcredito, was auf eine Bank schließen lässt. Alle Kinder mussten ein grünes Albergue T-Shirt anziehen, es wurden ziemlich viele Luftballons aufgeblasen und Stuhlreihen, sowie ein Tisch für die Redner aufgestellt. Außerdem liefen 2 verkleidete Jugendliche in stark riechenden Kostümen rum, um die Kinder zu unterhalten. Der Intention wurde die gesamte Angelegenheit nicht gerecht:

Es gab 2 ernüchternd trockene Dankesreden vom Chef der Firma und einer der oben erwähnten Damen (braunes Oberteil, rechts im Bild), die auch anwesend war. Dann wurden unzählige Fotos mit dem Riesenscheck und den Kindern gemacht.

Ich habe die Kinder, selbst bei Hausarbeiten, noch nie so gelangweilt und teilnahmslos erlebt. Das schlug sich auch in dem von den Kids gesungenen Lied „Gracias“ nieder. Während normalerweise alle lautstark mitsingen, hat hier in etwa die Hälfte geschwiegen.


Das gesamte Event wirkte auf uns – Schwestern, Kinder und Freiwillige – wie eine Inszenierung für Presse und Website der Firma. Die gespendete Summe von 25.000 Pesos entspricht übrigens in etwa 1250 €. Wieder wurde ich den Eindruck nicht los, dass die Geldgeber zwar spenden wollen und dies von den Nonnen auch gerne gesehen wird, sich aber kein bisschen für das Wohl der Begünstigten interessieren.
Denn Reden mit den Kindern? Wieder Fehlanzeige



Die aktuellen Baumaßnahmen hier verschlingen übrigens ungefähr eine Millionen Pesos. Wie da die beiden Beträge helfen, kann sich jeder selbst zusammenreimen. Trotzdem vielen Dank an die Geldgeber.


Dafür hatten die Kinder danach Spaß mit den Luftballons. Und Süßigkeiten haben sie auch bekommen ;)


Mittwoch, 23. September 2009

übers Projekt


Hey Leute !!!

Ich bin nun seit mehr als 2 Wochen in meinem Projekt und glaube, dass ich mich schon gut eingelebt habe. Die Namen der 48 Kinder kenn ich natürlich noch nicht alle, die der geschätzt 10 Nonnen vielleicht zur Hälfte. Mein "Boss" hier heißt Sor Isabel und die Assistenzchefin Sor Luz. Elias und ich wohnen in einem eigenen Zimmer mit eigenem Badezimmer in der 1. Etage. Die Toilette ist aber seit 3 Tagen verstopft. Keine Ahnung warum... Ändern können wir das jedenfalls nicht und ich bin mir ziemlich sicher, dass es ziemlich lange auf sich warten lassen wird, bis hier tatsächlich jemand anrückt. Für alle die, die so etwas noch nicht zu Hause hatten: es ist WIDERLICH!


Mein neues Zu Hause: Die Albergue Infantil Salesiano

Fangen wir aber mit meinem Tagesablauf an: An die Zeiten kann man sich jedoch nur bedingt halten, Pünktlichkeit wird zwar eigentlich erwartet, ist aber nur dann vorhanden, wenn der Schulbus ohne einen abfahren würde.

Morgens um 7:10 muss einer von uns beiden die Kids mit einer Nonne in die insgesamt 6 Schulen bringen. Dafür gibt es einen großen Bus (den leider nicht wir fahren dürfen), indem alle Platz haben. Die Schulen sind hier in der Umgebung verteilt und werden nacheinander abgeklappert. Das ganze dauert in etwa eine Stunde. Danach gibt es Frühstück für den, der schon wach ist, der andere kann noch weiter schlafen.


Der große Schulbus (wenn es regnet tropfts übrigens durch dir Decke)


Jeden Tag Rührei, Tortillas und Bohnen war uns jedoch schnell ein wenig einseitig, weshalb wir uns einen kleinen Tischgrill (sieht aus wie ein Miniofen- ist in Deutschland glaub ich eher weniger verbreitet) gekauft haben, in dem wir uns Sandwichs machen können. Die Nonnen haben uns außerdem einen Teil ihres Kühlschranks zur Verfügung gestellt, sodass wir Obst und Joghurt und solche Sachen kaufen können. Ich bin darüber echt glücklich, weil ich jetzt zwischen den Mahlzeiten auch mal was essen kann und auch Morgens selbst bestimmen kann, was ich essen möchte. Über Müsli mit Früchten waren die Nonnen übrigens mehr als erstaunt. Die dachten echt, dass man von Ananas mit Milch Magenprobleme bekommt.

Yehaaa ! geht ab ;)

Bis 12:40 haben wir Freizeit, dann fahren wir die Kinder von den Schulen abholen, was um einiges länger dauert, als das Hinbringen, da bei einer der Schulen alle Klassen nacheinander rausgeschickt werden. Und das dauert echt ewig…

eine der x Klassen

Mittlerweile fahre ich aber mit Sor Luz im "micro" (Kleinbus) zu der am weitesten entfernten Schule und Elias fährt mit dem großen zu den andern Schulen.



Der Name der Schule, man muss über die Brücke rüber, um reinzukommen. Darunter ist ein Abwasserfluss.


Sor Luz mit einigen der kids auf dem Schulhof


Angekommen in der Albergue

Anschließend beaufsichtigen wir die Kinder beim Waschen ihrer Schulkleidung. Nebenbei waschen wir übrigens auch unsere Kleidung - Mich würde an dieser Stelle interessieren wie viele von euch schon mal die dreckige Wäsche von einer Woche mit der Hand gewaschen haben?!
Genießt es Waschmaschinen zu besitzen! Per Hand waschen ist unglaublich anstrengend, verschleudert Unmengen an Wasser und dauert Stunden! Außerdem gehen bei dem Waschmittel, das die hier benutzen keine Flecken raus.


Was ein künstliches Lächeln .. nach fast ner Stunde waschen hat man echt keine Lust mehr !



zähes Verhandeln - sauber oder muss nochmal gewaschen werden?!

Meistens werden die Kids von uns (blaue Wäsche) oder Donia -so heißt die Frau, die in der Wäscherei angestellt ist, (weiße Wäsche) zurück geschickt, um das Kleidungsstück nochmal zu waschen. Die Nonnen legen unglaublich viel Wert darauf, dass alle Kinder morgens schick (mit gegelten Haaren) und mit sauberer Kleidung los gehen. Auch wenn sie jeden Tag mit neuen Essens- und Spielflecken nach Hause kommen.

Hier wird übrigens gerade nur die Schulkleidung gewaschen. Morgens vor der Schule (die stehen um 6:00 Uhr auf) ist die andere Wäsche dran. Jedes Kind besitzt ungefähr 2 T-Shirts! Nicht 10-20 oder mehr wie wir ! Und es reicht !


Elias erklärt einem der Kleineren wie's richtig geht...


und tut so als wenn er bei der ganzen Sache auch noch Spaß hätte ;)
Die Maschine hinten rechts im Bild dürfen wir übrigens nicht benutzen - gemein!

Gegen 2 versammeln sich die Kinder vor dem Essensraum und werden nacheinander rein gelassen, damit es kein Chaos bei der Essensausgabe gibt. Das Essen besteht jeden Tag aus Tortillas, Bohnen und wechselndem Gemüse, manchmal auch Fleisch. Oft gibt es Chicharon (weich gekochte Schweinehaut), die den Kindern (Elias und mir weniger) super schmeckt. Wenn es Nachtisch gibt - Obst.

Weiter geht’s mit der „hora de oficio“. Das bedeutet, dass sich jedes Kind Besen oder Wischer schnappt und das Gelände saubermacht. Ich und Elias haben die Bereiche um die Kapelle zugeteilt bekommen. Dafür wurden mir 2 Kinder (Julian & Mauricio) zugewiesen, die ich beaufsichtige. Ich bin der Ansicht, dass diese Einheit eher der Beschäftigung dient, da wir jeden Tag einen fast unbenutzten Weg fegen und Blätter aufsammeln…

beim täglichen Wischen -
jedes Kind hat für einen Monat den gleichen Bereich sauberzuhalten

Anschließend ist „hora de estudio“. Ich sitze während der ungefähr 2 Stunden in der Klasse von Sor (heißt übrigens Schwester, wie ihr euch wahrscheinlich schon gedacht habt) Luz. Da die Kinder vormittags in den Schulen waren, ist dies aber kein Unterricht, sondern eher Hausaufgabenbetreuung. Meine Aufgaben wechseln: Oft gebe ich einzelnen Schülern Nachhilfe. Die letzten 2 Tage habe ich zum Beispiel Juan-Daniel Dividieren und Lautlesen (mit Satzzeichen beachten!) beigebracht. Nebenbei übe ich noch mit einigen das 10er Einmaleins. In der Klasse sind Kinder zwischen – geschätzt – 8 und 13, wobei auch der Vierjährige Jonatan mit von der Partie ist. Während alle andern rechnen oder spanische Rechtschreibung lernen, schneidet er dann Kreise aus, malt oder spielt mit Knete auf dem Boden.



Jonatan, 4



José-Daniel, der alte Mathematiker



perfecto !



Manchmal kommen auch während der "hora de estudio" Gäste, die den Kindern etwas beibringen, hier zum Thema Rythmus mit Klatschen und Singen usw. Ganz cool eigentlich - Den Kids macht's auf jeden Fall Spaß.

Danach – wir sind ungefähr bei 17:30 – ist für eine Stunde Spielzeit. Meistens spielen wir mit den älteren Kids Fußball. Es gibt aber auch Rutschen, Wippen, Kartenspiele, Spielzeugautos und -figuren usw.

Anschließend holen wir noch Octaviano und Abraham von der Abendschule, meistens um 8 und Sor Maribel von der Uni, um 9 Uhr ab. Beides ist zu Fuß in weniger als 10 Minuten errichbar. Nach dem Abendessen sind wir dann fertig.


Warten (einer der wichtigsten Bestandteile meines Lebens in Mexiko) auf Sor Maribel vor der Uni


----


Zu Beginn hatten Elias und Ich das Gefühl, dass wir hier überflüssig sind. Wir hatten keinen Stundenplan und haben viel Zeit in unserem Zimmer verbracht, weil wir nicht wussten was zu tun ist. Man muss aber dazu sagen, dass in der ersten Woche alle Schulen aufgrund der Influenza geschlossen waren, weshalb die Kinder keinen normalen Alltag hatten. Die Situation hat sich mittlerweile deutlich gebessert.

Neben dem Stundenplan hat uns Sor Isabel die Leitsätze der Albergue in einer Powerpointpräsentation gezeigt und uns erklärt, wie der Laden hier funktioniert. Das wichtigste – und gleichzeitig das einzige was ich von der Präsentation behalten habe – ist, dass die Kinder NIE alleine sein sollen. Sie sind immer unter Aufsicht und mit ihrer Vergangenheit nicht sich selbst überlassen.

Übrigens: Die Kinder sind entweder Opfer von häuslicher Gewalt, haben also oft auch Narben am Körper oder stammen aus „families with low economic resources“, wie es von der Organisation Siijuve hier politically correct ausgedrückt wird. Letztere sind in der Albergue, weil ihre Eltern (falls beide vorhanden) nicht für sie da wären, da sie den ganzen Tag arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen. Die Kinder sind, was ihre Geschichten angeht, sehr verschlossen und so weiß ich bisher nur im Allgemeinen bescheid.

Ein wirkliches Gefühl von Verantwortung hatte ich die letzten beiden Tage zum ersten Mal, als ich ohne Begleitung einer Nonne 9 Kids zu Fuß von der Schule abholen musste, weil der Busfahrer nicht hier war. Irgendwie ist es auch verständlich, dass mir hier nicht von Anfang an viel Verantwortung übertragen werden kann, da erst Vertrauen aufgebaut werden muss. Dennoch hätte ich gerne z.T. mehr Herausforderung und nicht nur entweder sehr einfache Tätigkeiten (wie z.B. Aufpassen, dass 2 Jungs richtig fegen) oder aber Tätigkeiten, bei denen man auch auf mich verzichten könnte (wie z.B. Assistieren im Unterricht).

Andererseits stellen Elias und Ich, unabhängig von dem was wir hier machen für die 48 Jungen die einzigen männlichen Vorbilder dar. Und das einfach nur durch reden, spielen und da sein. Wir sind gleichzeitig Freund und Erzieher, insofern ist meine Arbeit hier, auch wenn ich bisher unterm Strich noch nicht viel Wichtiges geleistet habe, für die Entwicklung der Kinder auf jeden Fall positiv. Wir werden beim Essen regelrecht mit Fragen durchlöchert, was wir schon gemacht haben, was wir können, was für Sprachen wir sprechen, in welchen Ländern wir schon waren, usw. Ich bin mir sicher, dass es für die Kinder eine super Sache ist, 2 Ältere „Freunde“ aus einem anderen Land zu haben.

Das Zusammenleben mit Nonnen ist übrigens viel besser als erwartet. Die sind IMMER super freundlich und nett und viele auch echt witzig. Außerdem sind sie unglaublich liebevoll zu den Kindern.



So, Ich hoffe ihr habt jetzt endlich – sorry dass es lange gedauert hat – einen Eindruck von meinem Leben hier. Ich möchte mich noch bei all meinen Förderern bedanken ! Ich bin super glücklich dass hier machen zu können !! DANKE !


Macht's gut & bis demnächst

Ben


P.S.

Schilder mit "Frisch gestrichen" sind hier unüblich...

.. muss man locker sehen.





WARMER REGEN - EINFACH NUR GEIL !