Dienstag, 2. Februar 2010

Campamento Don Bosco

Bevor ihr euch fragt ob der Junge da in Mexiko nur von einem Camp zum nächsten zieht, "NEIN". Dieses Camp war letztes Wochenende und hatte nichts mit der Organisation Siijuve zu tun. Es war von den Nonnen in unserem Heim organisiert worden und für die Kinder gedacht. Dann wurden auch Elias und Ich gebeten mitzukommen und unser Wochenende mit den Kindern zu verbringen.

Anfangs hing ich zwar noch der verpassten Möglichkeit (Montag frei, also langes Wochenende) zu reisen nach, im Nachhinein war es jedoch auf jeden Fall die bessere Entscheidung.

Die Fotos könnt ihr euch bei Picasa angucken: PICASA BILDER

Freitagmittag sind Elias und ich noch hektisch mit Pablo (Elias Gastbruder und meine Kontaktperson) zu seinen Großeltern nach San Christobal gefahren, um uns ein Zelt auszuleihen, da es uns angenehmer erschien nicht in einem mit einem Dutzend 12-16 Jährigen vollgepackten Zelt zu schlafen. Um halb 5 gings dann los. Mit zwei Autos (Micro, so wird der große Volkswagenbus genannt, und dem Nissan Pickup, auf dem die Fahrräder transportiert wurden).

Ein Wort noch zu den Fahrrädern: Wir haben 19 Fahrräder. Davon waren stets 18 nicht einsatzbereit, da irgendetwas fehlte oder kaputt war. Anfang der Woche fing ich an die Fahrräder zu reparieren. Das Problem war zum einen, dass kein Geld für neue Schläuche da ist, zum andern aber, dass mir keiner sein Werkzeug leihen wollte. Ich hatte Don Julio schon vorige Woche um sein Werkzeug gebeten, woraufhin er jeden Tag wieder nur "mañana" (zu dt.: "jaja mach ich morgen") entgegnete (typisch Mexiko !). Auch die Nonnen sind sehr zögerlich, wenn es ums Verleihen geht, was ich auch nachvollziehen kann, da die Kinder alles anfassen wollen und oft nicht einschätzen können, ob es dabei kaputt gehen könnte. Schlussendlich hatte ich aber genug Werkzeug zusammen und hatte auch die passenden Vokabeln parat, konnte also loslegen.
Die ganze Woche habe ich mich wie ein Mechaniker gefühlt und fleißig Fahrräder repariert, was sich als angenehme Alternative zur Arbeit mit den Kindern erwies: Man sieht einfach direkt Resultate! Ein schönes Gefühl, abends nach Hause zu gehen und sich vor Augen führen zu können, dass wieder einige Bikes mehr funktionieren.

Ich im Spielgeräteraum.

Freitag waren also 12 fertig. Leider haben das Camp nur 9 erreicht, da ich den Fehler begangen habe, jemand anders damit zu beauftragen, die Fahrräder am Samstag zum Camp zu bringen... Wenn man nicht alles alleine macht...

Weiter im Text: Das beste an der Fahrt im überfüllten Bus: ich hatte einen Sitzplatz. Außerdem kann man noch erwähnen, dass (tpyisch) sobald die asphaltierte Straße aufhörte, plötzlich alle "casi llegamoooos!!!" (wir sind fast da) schrien. Ziel war übrigens die Villa Mornes, ein Salesianerprojekt für jugendliche Mädchen, das außerhalb von Tuxtla liegt. Es ist aber noch längst nicht fertig, was man den Bildern hoffe ich entnehmen kann.

Auf dem Programm standen Spiele und Sport aber auch unzählige Stunden voller Gesang (über Don Bosco), Rollenspiele (über Don Bosco und seine Freunde), Gebet, Messe und Erzählungen (über Don Bosco, der plötzlich das heilige Licht entdeckte). Da ich nicht religiös bin, stellte das für mich eine ordentliche Geduldsprobe dar... Für alle die, die noch nicht wissen wer Don Bosco (1815-1888) ist: Er ist ein Heiliger und gründete 1876 den Salesianerorden in Italien.




Siegerfoto (v.l.n.r.: 1.Samy, 2.Rubiel, 3.Carlos, 4.Erasmo, 5. Samuel)

Fotos vom Fahrradrennen, das ich organisiert hatte. Auch wenn Rodolfo Mendez ein Loch im Kopf davon getragen hat und ich ihn schnell zu Sor Carmen tragen musste, die eine Ausbildung als Krankenschwester hat, war es ein voller Erfolg: den Kindern hat es super viel Spaß gemacht und es war für sie etwas Außergewöhnliches. Das merkt man daran, dass auch die glücklich sind, die sonst nie lachen und immer ausdruckslos gucken, wie z.B. Miguel-Angel Moralez (hier im Bild).


Samstag abend haben wir ein Lagerfeuer gemacht, auf dem die Kinder Marshmallows grillen konnten und um das später getanzt und gesungen wurde. Ich möchte noch erwähnen, dass die Nonnen das ganze Camp echt super organisiert haben, wenn auch, klar, nach ihrem Geschmack.


Kurz zum Thema Religion:

Ist es gut, wenn die Kinder von einer Nonne übers MEGAPHON gefragt werden "Wollt ihr alle heilig werden ?!?!", alle im Chor zurückschreien "JAAA!!" und sich das so lange wiederholt, bis auch der letzte mitbrüllt?

Keine Frage, den Kindern wird durch den Glauben eine Stütze im Leben gegeben, ohne die viele, aufgrund ihrer z.T. schwierigen Vergangenheit, vielleicht weniger zurechtkämen. Solche Methoden, wie ich sie an diesem Wochenende miterlebt habe, halte ich jedoch für überzogen und kann mich nicht damit anfreunden. Es kam mir so vor: den Kindern wird (wie in der ComputerBILD-Werbung) der Kopf geöffnet, Trichter rein, Don Bosco hinterher und dann am Sonntag nach der Abschlussmesse, der Kopf wieder zugemacht.

Jedes Lied, was den Kindern auf dem Camp vorgespielt wurde, stellte gleichzeitig einen Lobgesang auf Don Bosco dar. Jede Geschichte, die die Kinder hörten, handelte von Dob Bosco, alternativ auch von Domingo Sabio und anderen Leuten, die Don Bosco trafen und denen er den rechten Weg wies. Jedes Lied, dass die Kinder gesungen haben, handelte von Don Bosco. Das am meisten gesungene und mir noch am präsentesten hieß zum Beispiel "Don Bosco Amigo(ooo), Oh Don Bosco". Natürlich ist Singen für die Kinder toll, Erzählungen zu hören auch und Rollenspiele machen auch Spaß. Nur wird mir immer deutlicher, dass sie durch dieses Spielerische unbewusst von Don Bosco und dem katholischen Glauben total eingenommen werden und dem ganzen gar nichts entgegensetzen können. Sie lernen ja schließlich nicht, sich kritisch mit ihm oder Gott auseinanderzusetzen.

Nocheinmal: Das soll keine Kritik an der Erziehung der Kinder darstellen. Ich schildere lediglich meinen Eindruck.

Sonntag war das Camp dann vorbei und wir sind gemeinsam zurück gefahren. Insgesamt hat es mir viel Spaß gemacht und mein Draht zu den Kindern ist noch besser geworden. Wäre ich gläubig, hätte mir der Rest vielleicht auch Spaß gemacht.


Machts Gut und bis dann

Euer Ben



Montag, 1. Februar 2010

EIGENTLICH ...

wollte ich heute endlich mal ausfürhlich berichten... Ich habe nämlich heute aufgrund irgendeines Feiertages frei. Am Wochenende waren Elias und Ich mit Kindern und Nonnen auf einem Campamento, hier in der Nähe von Tuxtla. Nur so viel: Da wir in einem Minizelt ohne Isomatten auf Betonboden geschlafen haben, ist der Schlaf ein wenig kurz gekommen. Den habe ich dann heute morgen nachgeholt und jetzt steht plötzlich ein Familienausflug nach San Christóbal an...Den kann ich natürlich nicht ausschlagen und so wird das mit dem bloggen wohl entweder heute Abend oder morgen erst was.


von links nach rechts: Maurizio, Angel, Ich, Eduardo

Bis dahin, machts gut

Ben