Freitag, 30. Juli 2010

Aus und vorbei

Guten Tag. Ich sitze in Mexico City am Airport. In 2 Std. geht mein Flieger nach London, nach EUROPA und dann nach D E U T S C H L A N D !
Nach Berlin, um genau zu sein, wo ich von meiner Tante Jutta und meinem Cousin Niklas abgeholt werde. EIN RIIIESEN DANKESCHÖN AN DIESER STELLE :) Dann gibts 5 Tage Evaluationscamp (wieder in Berlin-Kreisau) und anschließend kehre ich nach Dortmund-Mengede zurück. Endlich! Ich kanns ehrlich nicht mehr abwarten. Endlich Familie und Freunde wieder sehen und nocheinmal ins "alte Leben" schlüpfen, bevor das Studium anfängt.

Mein Dienst in der Albergue Infantil Salesiano ist also vorbei. Die Schlussphase war sehr stressig, weswegen ich keine Zeit zum bloggen hatte.

Die lange Pause tut mir leid, aber ich hatte einfach "die Schnauze voll" und brauchte Abstand. Ich bitte um Verständnis. Ich habe Freitag, den 25.6. meinen letzten Arbeitstag gehabt und wurde beim Rosenkranzbeten von Nonnen und Kindern verabschiedet. Zu Tränen hat mich ehrlich gesagt nichts gerührt. Ich war eher froh, dass es vorbei war. Ich hatte das Gefühl, dass mich die Arbeit im Studium in den letzten Wochen ein wenig "aufgerieben" hatte. Da ich keine Ausbildung für Unterricht mit rebellischen Kindern genossen habe, habe ich mich oft zu sehr emotional beeinflussen lassen. Ich hätte einfach von vornherein cool bleiben müssen, wenn die Jungs nicht arbeiten wollen bzw. Sachen umherwerfen und sich schlagen usw. Das hab ich aber leider zu spät begriffen...
Am Ende, als ich es dann verstanden hatte Ruhe zu bewahren und mich von den Jungs nicht mehr habe frustrieren lassen (Es ist einfach ätzend, wenn die eigene Authorität nicht nur in Frage gestellt wird, sondern von gewissen Kindern mit Füssen getreten wird und man deswegen laut werden muss), war ich auch fast schon fertig. Ich habe zu viel Frust gehabt, bevor ich gelernt habe, dass man in vielen Situationen als einziger Lehrkörper nicht direkt "gewinnen" kann, dass man nicht zu viele Nerven lassen sollte, um seine Authorität zu wahren. Man gewinnt dann eben über andere Wege. Z.B. Samstag kein Fernsehen für nervige Kinder.

Noch am selben Abschiedsfreitag ging es Abends zum Auswertungscamp von Siijuve in der Nähe von Toluca (ca. 16 Std. Busfahrt). Ich hatte mich mit vielen der Fragen, die dort aufkamen (z.B. Ob und inwiefern man sich während der Zeit verändert hat, was besser laufen sollte, was meine Arbeit gebracht hat usw.) das ganze Jahr über immer wieder beschäftigt. Deswegen war das Camp (für mich) eher langweilig, auch wenn es interessant war die mexikanischen Freiwilligen, die nach Europa aufbrechen kennen zu lernen. Für die Organisation ist eine umfangreiche (leider auch teils redundante) Abschlussevaluation jedoch sicher sinnvoll.

Nach dem viertägigen Camp habe ich mit Robin und Felix Sara (aus Stuttgart, Freiwillige in DF) besucht, um einen Eindruck der Hauptstadt zu gewinnen. Ich war absolut positiv überrascht. Zu den Highlights für mich zählte der dunkle Parkettboden in Saras WG, das Gefühl sich im Club umzugucken, und sich als Weißer total normal zu fühlen, weil man längst nicht der Einzige ist und Shoppen bei Zara.

Ich bin die ganze "Gammelkleidung" echt leid: Das ganze Jahr in FlipFlop, Shorts und T-Shirt unterwegs, da bekommt man (ich zumindest) echt Lust auf Hemden, schicke Schuhe usw. Zum Glück hat mich Sara (die Malls und schicke Kleidung das ganze Jahr über um sich hatte (und nicht im armen Chiapas gelebt hat !) beim Geld ausgeben gebremst. Ich fand alles so unglaublich toll, ich hätte den ganzen Laden gekauft, wenn mich niemand gestoppt hätte.

Von DF aus ging es nach Guatemala und anschließend nach Honduras. Folgende Stationen standen auf dem Programm: Lago de Atitlan, Antigua, La Ceiba, Trujillo, La Moskitia, Utila 

Highlight war unser Trip in die Moskitia. Es handelt sich dabei um ein Regenwaldgebiet im Osten Honduras, indem es keinerlei Infrastruktur gibt. Straßen, Strom, fließendes Wasser, Autos, Alkohol - Fehlanzeige. Ich hab dort das Abenteuer gefunden, dass ich nach einem Jahr Mexiko noch gesucht hatte. Robin und Ich sind u.a. drei Tage durch den Dschungel gestapft. Auf den Pico Dama (800m) hoch - War das anstrengend ! Haben in einer Holzhütte im Regenwald übernachtet, uns im Fluss gewaschen, aus eben diesem getrunken, mit unseren indigenen Guides Reis und Bohnen überm Lagerfeuer gekocht und wilde Affen beobachtet. So interessant es auch war, ich war heilfroh nach der Woche wieder in die Zivilisation zu kommen.

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Abschließend möchte ich noch all meinen Förderern danken ! Ich bin unglaublich froh, dieses Jahr hier gemacht zu haben. Ohne EUCH wäre das nicht möglich gewesen. Was ich "mitnehme", wird sich wohl erst in Deutschland herausstellen, da ich noch einige Zeit brauchen werde, um über all das Erlebte und Wahrgenommene nachzudenken und meine Erfahrungen einzuordnen.

Ich bin sicher das Beste aus meinem Dienst gemacht und meine Möglichkeiten im Kinderheim ausgeschöpft zu haben und so kann ich mit einem beruhigten Gefühl nach Hause aufbrechen.


Boarding geht los.


Euer Ben

Mittwoch, 16. Juni 2010

Centro Cultural

Letzte Woche wurden Liisa und ich gebeten, im Centro Cultural von Tuxtla über unsere Erfahrungen als Freiwillige zu berichten. Den Rahmen bot eine Veranstaltung von unserer Organisation Siijuve, zu der auch Chefin Rashidah aus Puebla (drittes Bild) angereist war. Ziel ist die Vermittlung von Informationen, intendiert wird natürlich, dass mehr Leute ins Ausland gehen, um einen Freiwilligendienst abzuleisten.

Mein Highlight: Ich konnte den Vortrag auf Spanisch halten und hatte keine Probleme :) Ich kann mich schon länger fließend verständigen, geändert hat sich aber die Tatsache, dass mich Spanisch nicht mehr einschränkt. Mein Spanisch ist zwar noch nicht so gut wies Englische (dazu würde auch die schriftliche Komponente fehlen, in der ich noch weit hinterherhinke), dafür muss ich aber nicht mehr nachdenken beim Reden. Die Worte kommen einfach fließend und es macht kaum noch einen Unterschied ob ich Deutsch oder Spanisch rede. Es war einfach toll vor vielleicht 30 Leuten auf Spanisch reden zu können und sie sogar einige Male zum Lachen gebracht zu haben. Wer weiß, vielleicht konnten wir ja sogar einige für einen Freiwilligendienst im Ausland gewinnen.

Typisch Mexiko: Da fast alle Gäste erst im Laufe der Veranstaltung eintrudelten (16:00 Uhr war aber angesagt) mussten wir kurzerhand umdisponieren und haben eine 2. Runde Vorträge um 17:00 eingebaut. (Es waren aber auch dann noch nicht alle da ...)

Im untersten Foto seht ihr Pablo. Pablo ist meine Kontaktperson über das Jahr gewesen. Das heißt, sobald ich ein Problem habe (Krankheit, Gastfamilie nervt, Nonnen nerven usw.), kann ich mich an ihn wenden und wir lösen es zusammen. Ein großes Problem gar es zwar nie, es ist aber unglaublisch hilfreich, schon am Anfang Zugang zu Mexikanern zu haben, die mit Ausländern vertraut sind. Die schreien nämlich z.B. nicht sofort "GUERRROOO" (dt.: Weißer) sobald sie dich sehen... sondern können auch Freunde werden.

Hatte absolut Glück mit ihm, ist n echt cooler Kerl.








Machts jut, Ben

Donnerstag, 10. Juni 2010

La vitrina !







Bei Picasa finden sich weitere Fotos! (Klick)

Liebe Grüße, Ben

Dienstag, 8. Juni 2010


Manchmal kommt auch Hass auf. Hier hatten sich Angel und Rodolfo geschlagen und Sor Isa bat mich Fotos davon zu schießen, um die ganze Situation ins Lächerliche zu ziehen und den beiden eine Lektion zu erteilen.




Jesus-Ivan (4) und Jonathan (5). Die beiden Jüngsten im Heim


Posted by Picasa

Ich glaub mein Schwein pfeift !

Liebe Jana, lieber Dieter, lieber Stephan und lieber Christoph! Natürlich auch Herzlich Willkommen! an alle weiteren treuen Leser,

In Mexiko breitet sich Verzweiflung aus... Ich wollte gerade die Bilder der Vitrine hochladen, da fällt mir nach intensiver Suche in meinen mittlerweile 10.140 Bildern aus Mexiko auf: Ich hab noch gar keine geschossen!!
Doof, dabei wollte ich sie euch doch endlich zeigen!

Abgesehen von dieser schrecklichen Nachricht, ist momentan Sor Luz, die "asistente general" (also für mehr oder weniger den ganzen Tagesablauf verantwortlich) nicht da. Sie weilt in Merdia, Gott allein weiß warum, brauchen wir sie hier doch dringend! Außerdem hat Eli, der 2. Deutsche Freiwillige, seinen Dienst in der Albergue beendet. Die Unis rufen ihn verfrüht in die bayrische Heimat zurück.
Was bleibt ist ein gestresster Ben. Ich muss Elias' Part zwar nur im Oficio (Haussaubermachen-überwachen), dafür aber Sor Luz' kompletten Part übernehmen. Das ist bei ihr nicht gerade wenig.
Neben der Tatsache, dass ich nun alle Kinder im unteren Teil des Gebäudes revisan (eingedeutscht für "revisar" - überprüfen) muss (vorher waren es ganze 2), geht es vor allem im Estudio anders zu. Dort bin ich nun allein zuständig. Habe dabei aber eines meiner Asse aus dem Ärmel verloren: Wenn Kinder nicht gehorchen, ist es die wikungsvollste Methode zu sagen, "wir gehen jetzt zur Nonne". Dann spuren sie. Logisch: Nonne = oberste Autoritätsperson). Ist die Nonne, aber nicht da (in diesem Falle Sor Luz), muss sich der Freiwillige andere Tricks ausdenken. Die ultima ratio ist damit also passé. Ohje.

Sor Luz hatte mir das Studium in weiser Voraussicht schon früher oft allein überlassen. Deswegen ist die Situation nicht ganz neu. Sie wird sich aber in den letzten 3 Wochen meines Dienstes nicht mehr ändern. Konsequenz: Mehr Verantwortung aber auch mehr Arbeit.

Das Studium kann man sich wie eine ganz normale Unterrichtsstunde vorstellen. Ich der Lehrer, die Kinder die Schüler. 15 an der Zahl. Hört sich nicht schlimm an, hat es aber in sich, da die Kinder manchmal einfach nicht ruhig zu kriegen sind. Gelegentlich fühle ich mich deswegen wie in einem Affenhaus. Gestern haben sich z.B. José-Daniel und Adrian, während ich Sammy etwas erklärt habe, geprügelt. Ich rege mich bei so etwas nicht mehr auf. Das würde ich zu viele graue Haare bekommen. So ließ ich sie raufen, bis sie von einander abließen. Ernsthaft wehgetan hätten sie sich wohl kaum. Danach wurde Miguel Angel Cruz sehr patzig, als er aus dem Studium geflohen ist und ich ihn zurückgeschleift hatte. "Hijo de Perra" "Vete a la berga wey" und "Puto" sind einige der netten Ausdrücke -  für alle die, die Spanisch können. Danach fing er dann an zu heulen und brauchte echt lange, um sich zu beruhigen. Die Aufgaben hat er schlussendlich aber doch gemacht :)

Eine wichtige Regel im Studium ist, dass man nur dann gehen darf, wenn man gut gearbeitet hat. Das heißt entweder Hausaufgaben erledigt ( ich gucke nach ) oder die von mir gestellten Extraaufgaben abgearbeitet. Auch die gucke ich nach. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie oft ich beim Überprüfen der Arbeiten angelogen werde à la "Ben, das hast du schon nachgeguckt! lass mich jetzt gehen, ich bin fertig".

Heute hat, im Gegensatz zu gestern, alles bestens geklappt. Ich hatte viel vorbereitet, zu Beginn des Studiums lautstark zur Ruhe ermahnt und dazu noch eine der ernstesten Mienen aufgesetzt. Siehe da: Es herrschte mit kleinen Unterbrechungen eine Ruhe: TRAUMHAFT! Ich sag es euch. Ich war vielleicht glücklich, als es vorbei war und ich nachher noch Mathetests nachguckt: Heute hatte ich die Schlacht für mich entschieden :)

So,
morgen also dann die Fotos der Virtine.

Liebste Grüße aus dem viel zu heißen Tuxtla

Euer Ben

Donnerstag, 27. Mai 2010

Die Vitrine & Ich

Dieser Artikel gilt einem Projekt, dem ich seit laengerem viel Zeit widme:

Das "UNTERNEHMEN Kinderheim"

Ich hatte ja schon zuvor mit den Kindern zu vollster Zufriedenheit (auch meiner, was nicht leicht ist) Karten und Sterne gebastelt. Ich mache nun neue Karten. Karten, die man zu jeglichem Anlass verwenden kann. Deswegen zieren sie in den meisten Fällen Blumen. Ich kann mich beim gestalten fast frei "entfalten", da ich nur Materialkosten und -Vorhandensein im Auge behalten muss. Nebenbei fertige ich mit den Kindern Rosenkranzketten an.

Wir hatten schon immer eine alte Glasvitrine, der niemand wirklich Beachtung schenkte. Das sollte sich nun aendern! Ich habe Pappe und ein neues Holzbrett gekauft und mich an die "Wiederbelebung" der Verkaufsflaeche begeben. Leichter gesagt als getan. Das lag an Sor Guadalupe-Vasquez (Foto kommt). Unter ihren Kompetenzbereich fällt neben Spenden und Einkaeufen auch das Inventar des Hauses (und somit leider auch die Vitrine). In Bezug auf Neuerungen ist sie jedoch sehr ängstlich. So musste ich immer wieder Überzeugungsarbeit leisten, bis ich endlich den Schlüssel bekam. Leider war für mein Anliegen kein Geld da. Also musste ichs selber zahlen. Soweit zur Vorgeschichte, das liegt schon einiege Monate hinter uns.

MITTLERWILE, hat "meine" Vitrine also ein neues (farbenfrohes) Gesicht bekommen. Den mittleren Teil ziert eine Platte hellen Holzes und an den Seiten wurden die Hintergruende mit Wellpappe in Mexikofarben ueberklebt. Von der alten broeselnden Spanplatte sieht man nun zum Glück nichts mehr. Die Rosarios (Rosenkränze) haengen in einem rot-angemalten Bilderrahmen in der Mitte, der ihnen mehr Aufmerksamkeit (und uns zu mehr Geld) verschaffen soll.

Die Karten und Rosenkränze bastel ich mit den Kindern in der Bibliothek. Dazu muss ich viel Material vorbeireiten. Vor allem die sehr filigranen Arbeiten, wie das Aufkleben von Kleber auf kleinster Fläche, ohne dass man hinterher Kleber sieht, gelingt vielen Kindern NOCH nicht. Ich fuehle mich bei diesem Langzeitprojekt, das mittlerweile schon einige Monate läuft, wie ein Kleinunternehmer. Es macht echt Spass. Ich muss Planen, Material kalkulieren und besorgen, "Produzieren", Preise festlegen, herausfinden welche Motive sich gut verkaufen usw. Das Beste ist, dass mir bei alldem freie Hand gelassen wird und ich kaum Rücksprachen treffen muss. Es ist ja schließlich auch mein Geld, was involviert ist.

Nachdem ich die Produkte lange mit den Kindern gebastelt habe, übernimmt das jetzt eine Nonne. Ich kann mich dadruch Nachmittags aufs Studium konzentrieren.
Studium (sp.: Estudio) wird die Zeit genannt, in der die Kinder, nach Altergruppen getrennt, Hausaufgaben machen. Der Raum wirkt wie ein Klassenzimmer. Augestattet mit diesen typisch US-Amerikanischen Stühlen mit integrierter Schreibauflage. Für Linkshänder sind diese besonders praktisch, aber ich habe ja zum Glück mein Pult. Die Gruppe "Don Bosco" für dich ich verantwortlich bin wurde früher von Sor Luz beaufsichtigt. Ich nahm dabei eine helfende Position ein und erklärte den Kindern das, was sie in der Schule nicht verstanden hatten.
Das Studium hört sich vielleicht leicht an, ist es aber leider nicht. Schwierig macht es vor allem die Tatsache, dass fast alle Kinder unterschiedliche Schulen besuchen. Dementsprechend haben sie nie die gleichen Aufgaben und viele sind früher fertig als andere. Dem entgegnen wir (Ich und Sor Luz) mit Extraaufgaben. Die umfassen meist verschiedene Bereiche. Gestern waren es z.B. Aufgaben zu Bruch- und Prozentrechnung, die Frage "Was hat die mex. Revolution ausgelöst und welche Folgen hatte sie?" und die Frage "Wie funktioniert der Wasserkreislauf?". Letzteres mussten sie mir dann (wie eine kleine mündliche Prüfung) jeder einzeln erklären.
Sor Luz hat sich aus dem Studium in den letzten Wochen zurückgezogen und so bin nun ich der "Lehrer". Grundsatz: Im Studium sind wir KEINE Freunde ! Würde ich Lehrer werden, wäre ich einer von der (sehr) strengen Sorte. Ich kann Ungehorsamkeit einfach nicht ertragen. Was ich aber noch weniger ertragen kann sind die Versuche der Kinder mich zu verschaukeln:

Da es um 6 Uhr zur Pause schellt und nur die gehen dürfen, die ihre Hausaufgaben fertig haben, versuchen natürlich alle Kinder so zu tun als sein sie fertig. Das endet dann stets darin, dass die Jungs mir nicht ihre, sondern Hefte anderer unter die Nase halten und stolz "Fertig" verkünden. Der andere Trick ist, mir nur die Hälfte zu zeigen und dann dreist zu behaupten, das andere habe ich bereits gesehen und akzeptiert.
Sie verhalten sich dabei unverschämt frech und lügen mir jeden Tag unzählige Male voller Überzeugung ins Gesicht. Um ihnen das auszutreiben, glaube ich natürlich erstmal gar nichts mehr und greife recht hart durch. Das endet zwar oft in Tränen und Fluchen aber ohne diese "harte Hand" würden die Kinder in diesem Umfeld nicht gut erzogen, da bin ich mir sicher.

Bei dem ganzen Hausaufgaben kontrollieren und erklären fällt auf, dass die Kinder unglaublich viel abschreiben müssen. Anstelle einen Text sinnvoll zusammenzufassen, schreiben sie dann 15 Minuten und wissen nachher nichts über den Text! Ist ja auch kein Wunder, wenn man sich nicht mit dem Text auseinandersetzen muss und so schnell wie möglich schreibt. Außerdem wird Mathe zum Teil echt merkwürdig beigebracht. Man merkt das daran, dass die Kinder zwar mittlerweile ohne viele Probleme 39823 geteilt durch 232 mit drei Kommastellen berechnen können, sie aber bei 7-4 beide Hände zum Zählen brauchen. Ich weiß nicht warum das so ist ! Vielleicht haben wir in Deutschland auch solche Fälle und ich habe sie einfach nicht bemerkt, aber es erscheint mir schon komisch.


Morgen mehr dazu, ich muss die Kinder von den Schulen abholen.


Euer Ben

Dienstag, 25. Mai 2010

Freitag, 30. April 2010

Kathedralen

Gestern war ich im Auftrag von Sor Isa und Sor Gaby unterwegs. Mit dabei war meine Kamera, ich sollte nämlich Fotos von den Kathedralen in Tuxtla und San Christobal machen. Die Fotos werden für ein Plakat benötigt, das die Ankunft von Don Boscos Urne in Tuxtla ankündigen soll. Die Salesisaner haben nämlich 150 Jähriges Bestehen und deswegen macht die Urne vom Don Bosco ne Tour durch die ganze Welt. Im August ist sie in Tuxtla und das muss natürlich mitgeteilt werden ! 2015 feieren sie dann gleich noch ein weiteres MEGAEVENT: Don Bosco wurde dann nämlich vor genau 200 Jahren geboren. 

Wie dem auch sei: Ich empfand es als äußerst willkommene Abwechslung mal nicht im Kinderheim zu arbeiten, sondern mich andersweitig nütlzlich zu machen. Außerdem habe ich die Fotografie entdeckt und so hatte ich gestern einen echt tollen Tag. Hier einige Ergebnisse: 


Zur Seite stand mir das Programm PTGui, um jeweils einzelne Teilfotos zusammenzusetzen. Das war nötig, da ich leider kein Objektiv besitze, das ein gesamtes Gebäude ohne Probleme aufnehmen kann...











Die Kathedrale von San Christobal



Santo Domingo, ebenfalls in San Christobal de las Casas























& Die San Marcos Kathedrale in Tuxtla.

Machts gut. Euer Ben

Montag, 19. April 2010

Warum empfand ich Cancun als so schrecklich?


 Nach 3 relaxten Tagen auf der Isla Mujeres, von der aus man die "Skyline" Cancuns  (sie besteht aus ziemlich vielen nebeneinanderstehenden Riesenhotels) bereits sehen kann, wollten auch wir fuer eine nacht diesen Ort kennenlernen, der ja vor allem fuer Youtubevideos von saufenden, halbnackten Amis beim Springbreak bekannt ist.

Ich moechte vorweg sagen, dass Folgendes absolut subjekitv ist und ich niemandem zu Nahe treten will!

 In Cancun trifft man vor allem Amerikaner, die hier einige Tage am Strand verbringen. Deshalb wurde ich auch generell ausschliesslich auf Englisch angeredet, was mich zwar generell, trotz des sehr grundlegenden Niveaus, nicht stoert, doch aber dafuer sorgt, dass ich mich unwohl fuehlte. Fuer alle die es nicht wussten: Cancun war vor 40 Jahren ein Mini-Fischerdorf. Dann kam die mexikanische Regierung auf die Idee, ein Ferienparadies im Stile Acapulcos in der Karibik aufzuzihen und gab alle dazu benoetigten Daten in den Computer ein. Dieser bewertete die Koordinaten Cancuns als besonders geeignet und so wurden mit anfaenglichen Subventionen erste Hotels gebaut. Cancun wuchs und wuchs und ist mittlerweile eine Millionenstadt, die aus dem Boden gestampft wurde. Folglich hat die Stadt auch keine alten Gebaeude und generell einfach NICHTS, absolut NICHTS schoenes, sei es Gebaeude, Park oder was auch immer. Die Zone Hotelera, wo sich die meisten Touristen aufhalten, liegt ausserhalb des Centros am, durch eine Bucht abgetrennten, Strandabschnitt. Es befinden sich hier vor allem internationale Hotelketten.

Ich will eigentlich gar keine Kritik am Plan der Regierung ausueben. Ich finde es sogar aeusserst sinnvoll die ganzen Kulturunsensiblen Massentouris aus Amerika nicht ins Inland zu lassen. Sollen sie doch lieber  trinkend unter sich bleiben und die Mexikaner in Ruhe lassen. Ich empfand die ganze Atmosphaere nur so schlimm, weil ich mich in diesem Land einfach nicht mehr als Tourist fuehle. Ich wohne hier, spreche die Sprache und will nicht, dass ich fuer irgendeinen x-beliebigen Touri gehalten werde, dem man die Dollar aus den Taschen ziehen kann. Ausserdem bin ich absolut kein Fan von All-inclusive bzw. Massentourismus, weshalb meine Haltung bereits vor der Ankunft sehr kritisch war. Von Buspreisen (doppelt so viel, wie bei mir in Tuxtla) ueber Supermarktpreise, bis hin zum Clubeintritt (meist 45-60 US Dollar) ist Cancun auch deutlich teurer als der Rest Mexikos.

Bedient war ich, als wir im Bus sassen und eine Gruppe betrunkener junger Amerikanerinnen einstieg. Es stellte sich raus, dass 2 von den 4-5 Maedels, ihre Muetter, die sich offensichtlich noch sehr jung fuehlten dabei hatten. Es wurde sich dann recht laut und angeregt darueber unterhalten, mit wievielen Typen man heute abend so rumgemacht habe, à la

"How many did you hook up with tonight?"
"Just 3 and you, mom?"
"Oh, I don't even remember, honey"
(both laughing)

Ein Highlight gab es dann aber doch: In einem (Beton-)park sitzend und mexikanisches (Nein, kein US-Amerikanisches Kettenfood) Essen essend, boten uns 2 junge Auszubildende gratis Massagen an. So kamen wir in den Genuss einer entspannten 50-minuetigen Massage von Kopf bis Fuss, in einem dazu noch recht schicken Institut. Gegenleistung war lediglich ein umfangreiches Feedback, wobei es kaum Sachen zu beanstanden gab :)

Also, fahrt lieber nicht nach Cancun. Die Halbinsel Yucatan hat viel schoenere Ecken zu bieten, z.B. Playa del Carmen, das zwar auch sehr touristisch ist, aber viel viel schoener (vielleicht einfach europaeischer ?) gestaltet wurde.

Euer Ben

Dienstag, 13. April 2010

Was geht?

Nach einigen sehr ernuechternden Kommentaren bezueglich der Aktualitaet meines Blogs jetzt die neusten News:

Ich bin die letzten 2 Wochen mit Felix (kennt ihr ja bereits: arbeitet in Coita, 1 std. vor Tuxtla als Freiwilliger auch fuer Siijuve) und die letzte Woche auch mit Nele, ner Freundin von Felix die z.Zt. Au-Pair in San Fransisco macht, durch Yucatan gereist. Route war folgende: Merida, Tulum, Isla Mujeres, Cancun (EIN ALBTRAUM !!! SCHRECKLICHSTE STADT, DIE ICH BISHER KENNENGELERNT HABE ! dazu spaeter mehr), Coba, Tulum und Playa del Carmen. Wir haben echt viel gesehen und der Urlaub war einfach geil !

Nach den Osterferien gibt es 2 wichtige Neuerungen hier in der Albergue: 1. Emilio ist weg. Emilio war ein besonders anstrengendes Kind, sodass seine Abwesenheit (obwohl nur einer von 50 Jungs) hier von nicht zu unterschaetzender Bedeutung ist. Er war mir aber irgendwie trotz ADHS und staendiger Gegenwehr und Bockigkeit und all diesem "Problemkindgehabe" echt ans Herz gewachsen. Sor Luz hat mir zwar versichert, dass es ihm nun besser ginge, weil er in einer Familie lebe, die sich natuerlich individueller kuemmern koenne. Ich frage mich aber, wie lange die Familie ihn behalten will/kann, da sich Emilio schon bei etlichen Gastfamilien daneben benommen hat. Die Jungs, die keine Familie mehr haben werden naemlich in den Ferien in Gastfamilien untergebracht. Leider finden sich aber in seltenen Fallen nicht genuegend. Da ich hier gerade im Projekt sitze, werden Fotos vom Emilio nachgereicht.

2. Die Kinder haben jetzt 2x woechentlich Tae-kwon-do-Unterricht. Finde ich sehr sehr gut ! Gestern war das erste Mal Training und der Lehrer (mit, laut eigener Aussage, langjaehriger Militaererfahrung, die man ihm auch durchaus abnimmt) legt sehr viel Wert auf Diziplin. Ausserdem werden die Kinder koerperlich gefordert und sind dann hoffentlich ruhiger im Estudio, was mir sehr zu gute kommen wuerde, da ich mittlerweile meist allein fuer die Kinder in der Gruppe "Don Bosco" (das sind so ca.10 im Alter von 10-14) verantwortlich bin.

Gestern ist ausserdem ein neues Kind angekommen. Seit meiner Ankunft vergangenen Sommer ist der Junge der zweite, nach dem vierjaehrigen Jesus-Ivan, der vor einigen Monaten aufgenommen wurde. Im Gegenzug haben aber schon 6 Jungs die Albergue verlassen. Das geschieht meist, weil sie selbst nicht mehr wollen und es kontraproduktiv waere, sie dann noch hierzubehalten. So gingen schon im Herbst Jose und Alexis, die bei ihren Muettern leben, ca. 2 Monaten Praxtedes, mit dem Elias viel gemacht hatte. Schliesslich die beiden Kinder der Frau, die in der Waescherei gearbeitet hat, weil einer der beiden - Jhon Franklin - gemobbt wurde  und nun auch noch Emilio. Ich werde als Freiwilliger in solche Entscheidungen nicht einbezogen, ich glaube aber der Grossteil der Nonnen auch nicht.

Ansonsten bin ich mir treu geblieben und bete immer noch nicht mit, fahre aber jetzt fast taeglich den Bulli, mit dem ich und Sor Luz einige der Kinder von 2 Schulen abholen. Autofahren in Mexiko war zunaechst total gewoehnungsbeduerftig. Vor allem das staendige auf die Fahrbahn achten und gleichzeitig den "leicht" ungeordneten Verkehr im Auge zu behalten erwies sich als eine Herasuforderung. Man muss dazu sagen, dass es in Mexiko fast so viele "Topes", wie Tortillas gibt. Topes sind unterschiedlich breite Huegel die kuenstlich auf den Strassen angelegt wurden, um die Fahrer zum abbremsen zu zwingen. Es gibt Topes in verschiedensten Formen und Hoehen und bis man raus hat, mit wieviel km/h man ueber jeden einzelnen drueber fahren kann, dauert es echt ne Weile. Bei manchen setzt naemlich auch bei nur 5 km/h noch der Auspuff auf, was zu besorgten Gesichtern von Sor Luz und mir, gleichzeitig aber begeisterten "Chidoooo" (dt. in etwa: "geil") Schreien der Kinder fuehrt.

Bis Spaeter
Euer Ben

Sonntag, 11. April 2010

CRUZES


Für Ostern habe ich mit meinen Kindern Kreuze gebastelt. Die wurden dann anschließend auf ein in der mitte gefaltenes DIN A5 Blatt geklebt, so dass es eine Karte ergab. Anschließend mit einem (logisch: religiösen) Text versehen und nach Italien bzw. Mexiko zu den "benechores", den Spendern, als Dankeschön geschickt.

Für diesen Bastelakt (bei den Kindern hießen die Kreuze übrigens weiterhin "estrellas", also Sterne, weil sie das mit mir und Gruppenarbeit und Basteln verbinden und sich irgendwie nicht umgewöhnen wollten), musste/durfte ich alles selbst planen, was mir sehr gefallen hat. Ich merke deutlich, dass Vertrauen in mich und damit auch Vernatwortung immer mehr steigen.

Für ein Kreuz benötigten manche Kinder (vor allem Edgar, der sogar schneller aus ich war) 10 min., manche aber auch fast eine Stunde. Brian z.B., ein Junge der riesige Schwierigkeiten hat, sich länger zu konzentrieren, dafür aber meist gut gelaunt z.T. englische "Lieder" (das was er ohne jegliche Englischkenntnisse versteht, vor allem Michael Jackson), meist aber spanische Lieder laut vor sich hinträllert, brauchte, bedingt durch etliche Fehler beim Verbinden der Linien, einfach EWIGKEITEN. Ich denke es war für ihn aber auch für alle andern Kids eine gute Konzentrationsübrung. Die Kinder lernen außerdem exakt zu arbeiten, weil ich mich sehr pingelig gebe und jede Nadel genau gesetzt werden muss, sonst wird das Kreuz nicht akzeptiert.

Ich hoffe man kann dies erkennen: Die kleinen Löcher in den Pappen werden mit einem Nylonfaden verbunden. Dazu benutzen wir Nähnadeln. Am Ende zurre ich noch alles fest und voilà, fertig ist ein Kreuz.

Den Kindern wird so eine Arbeit als Belohnung verkauft, die sie nur machen dürfen wenn sie ihre Hausaufgaben fertig haben. So stimmt dann auch die Motivation :)


Vorbereitung ist alles.


So siehts dann nach der Hälfte aus.

Rückansicht, die ja zum Glück aufgeklebt wird.



Samstag, 6. März 2010

Hallo, Ich lebe noch !

Nach einer viel zu langen Pause, melde ich mich nun zurück.

Letztes Wochenende bin ich mit Robin ins Nachbarbundesland Oaxaca und dort in die gleichnamige Hauptstadt gefahren. Auch wenn so ein Kurztrip nicht das beste ist, da man mit mehr Zeit auch viel mehr sehen könnte, hat sich die Fahrt doch gelohnt. Wir hatten uns vorher entschieden nicht, wie gewohnt den recht modernen OCC Bus zu nehmen, sondern vom billigeren Terminal loszufahren. Die Preise sind beim OCC (Omnibus Christobal Colon - Hier heißt übrigens unglaublich viel irgendetwas mit Christoph Kolumbus) in etwa 350 Pesos, während wir 220 bezalht haben. Das sind ca. 15 eruo für eine 12 Std. Busfahrt. Dafür hatten wir aber auch: zersplitterte Fenster, ein Loch im Boden, wodurch man bis auf die Straße gucken konnte, das dadurch ziemlich viel Lärm ins Businnere dringt versteht sich von selbst, kaputte Sitze und keine Klimaanlage. Letzteres ist aber gar nicht so schlimm, da die teuerern Busse zum Teil auf echt eisige Temperaturen heruntergekühlt werden, was die Fahrt nicht angenehmer macht. Problem war nur, dass Robin seine Schuhe ausgezogen hatte und wir im Laufe der Fahrt durch den um die Serpentinen rasenden Busfahrer so hinundhergeschaukelt, naja eher -geschleudert, wurden, dass einer der Schuhe leider im Loch landete und nun zwischen Tuxtla und Oaxaca liegt... Irgendwie wars aber auch witzig, ich meine wer verliert schon seinen Schuh im Bus? Bis wir dann auf nem großen Mercado (von dem auch Fotos beigefügt sind) nachgemachte Crocs gefunden haben, musste Robiño halt barfuß rumlaufen.
Der Bus hilt ürbigens leider in jedem kleinen Dorf an, was die Fahrtzeit auf ca.14 Std. erhöhte. Außerdem stiegen öfters als sonst Soldaten ein, die einem ihre Taschenlampe ins Gesicht hielten und ab und an auch nach Ausweisen fragten.

Nachdem wir Samstag und Sonntagvormittag in Oaxaca verbracht hatten, blieb uns noch Zeit die nahegelegenen Zapotekenruinen von Monte Albán zu besichtigen. Das Gelände ist riesig und das Bergpanorama echt genial! Hätten wir mehr Zeit gehabt um uns ein wenig einzulesen, hätte man sicher auch viel über die Zapoteken lernen können.
So bleiben Ruinen generell doch weiterhin, für die einen historisch höchst interessante Orte und für die anderen doch nichts weiter als Steinhaufen in z.T. super Lage mit fantastischer Aussicht.

Ich habe mal 2 Panoramafotos hochgeladen:





Weitere Eindrücke von Oaxaca bei Picasa:
http://picasaweb.google.de/bbeuchel/Oaxaca#




Ach ja: Ich und Elias hatten das schon ewig geplant, und haben es dann vor 2 Wochen auch endlich durchgezogen:

Haare abrasieren. 

Von Sor Luz ihre Haarschneidemaschine ausgeliehen, 6mm Aufsatz drauf und los gings. Ich ihm, er mir.

Vorher


Nachher
vor der Fotowand in meinem Zimmer

 


Im Projekt hat sich, außer unserer Haare nichts groß geändert. Ich bin lediglich in den nächsten 2 Wochen wie auch schon Weihnachten, nicht mehr im Studium bei Sor Luz, sondern bastele fleißig mit den Kindern Karten für Ostern, die wir unseren Spendern in Italien schicken werden. Fotos folgen, wenn genug Karten fertig sind.

Machts gut

Euer Ben

Dienstag, 2. Februar 2010

Campamento Don Bosco

Bevor ihr euch fragt ob der Junge da in Mexiko nur von einem Camp zum nächsten zieht, "NEIN". Dieses Camp war letztes Wochenende und hatte nichts mit der Organisation Siijuve zu tun. Es war von den Nonnen in unserem Heim organisiert worden und für die Kinder gedacht. Dann wurden auch Elias und Ich gebeten mitzukommen und unser Wochenende mit den Kindern zu verbringen.

Anfangs hing ich zwar noch der verpassten Möglichkeit (Montag frei, also langes Wochenende) zu reisen nach, im Nachhinein war es jedoch auf jeden Fall die bessere Entscheidung.

Die Fotos könnt ihr euch bei Picasa angucken: PICASA BILDER

Freitagmittag sind Elias und ich noch hektisch mit Pablo (Elias Gastbruder und meine Kontaktperson) zu seinen Großeltern nach San Christobal gefahren, um uns ein Zelt auszuleihen, da es uns angenehmer erschien nicht in einem mit einem Dutzend 12-16 Jährigen vollgepackten Zelt zu schlafen. Um halb 5 gings dann los. Mit zwei Autos (Micro, so wird der große Volkswagenbus genannt, und dem Nissan Pickup, auf dem die Fahrräder transportiert wurden).

Ein Wort noch zu den Fahrrädern: Wir haben 19 Fahrräder. Davon waren stets 18 nicht einsatzbereit, da irgendetwas fehlte oder kaputt war. Anfang der Woche fing ich an die Fahrräder zu reparieren. Das Problem war zum einen, dass kein Geld für neue Schläuche da ist, zum andern aber, dass mir keiner sein Werkzeug leihen wollte. Ich hatte Don Julio schon vorige Woche um sein Werkzeug gebeten, woraufhin er jeden Tag wieder nur "mañana" (zu dt.: "jaja mach ich morgen") entgegnete (typisch Mexiko !). Auch die Nonnen sind sehr zögerlich, wenn es ums Verleihen geht, was ich auch nachvollziehen kann, da die Kinder alles anfassen wollen und oft nicht einschätzen können, ob es dabei kaputt gehen könnte. Schlussendlich hatte ich aber genug Werkzeug zusammen und hatte auch die passenden Vokabeln parat, konnte also loslegen.
Die ganze Woche habe ich mich wie ein Mechaniker gefühlt und fleißig Fahrräder repariert, was sich als angenehme Alternative zur Arbeit mit den Kindern erwies: Man sieht einfach direkt Resultate! Ein schönes Gefühl, abends nach Hause zu gehen und sich vor Augen führen zu können, dass wieder einige Bikes mehr funktionieren.

Ich im Spielgeräteraum.

Freitag waren also 12 fertig. Leider haben das Camp nur 9 erreicht, da ich den Fehler begangen habe, jemand anders damit zu beauftragen, die Fahrräder am Samstag zum Camp zu bringen... Wenn man nicht alles alleine macht...

Weiter im Text: Das beste an der Fahrt im überfüllten Bus: ich hatte einen Sitzplatz. Außerdem kann man noch erwähnen, dass (tpyisch) sobald die asphaltierte Straße aufhörte, plötzlich alle "casi llegamoooos!!!" (wir sind fast da) schrien. Ziel war übrigens die Villa Mornes, ein Salesianerprojekt für jugendliche Mädchen, das außerhalb von Tuxtla liegt. Es ist aber noch längst nicht fertig, was man den Bildern hoffe ich entnehmen kann.

Auf dem Programm standen Spiele und Sport aber auch unzählige Stunden voller Gesang (über Don Bosco), Rollenspiele (über Don Bosco und seine Freunde), Gebet, Messe und Erzählungen (über Don Bosco, der plötzlich das heilige Licht entdeckte). Da ich nicht religiös bin, stellte das für mich eine ordentliche Geduldsprobe dar... Für alle die, die noch nicht wissen wer Don Bosco (1815-1888) ist: Er ist ein Heiliger und gründete 1876 den Salesianerorden in Italien.




Siegerfoto (v.l.n.r.: 1.Samy, 2.Rubiel, 3.Carlos, 4.Erasmo, 5. Samuel)

Fotos vom Fahrradrennen, das ich organisiert hatte. Auch wenn Rodolfo Mendez ein Loch im Kopf davon getragen hat und ich ihn schnell zu Sor Carmen tragen musste, die eine Ausbildung als Krankenschwester hat, war es ein voller Erfolg: den Kindern hat es super viel Spaß gemacht und es war für sie etwas Außergewöhnliches. Das merkt man daran, dass auch die glücklich sind, die sonst nie lachen und immer ausdruckslos gucken, wie z.B. Miguel-Angel Moralez (hier im Bild).


Samstag abend haben wir ein Lagerfeuer gemacht, auf dem die Kinder Marshmallows grillen konnten und um das später getanzt und gesungen wurde. Ich möchte noch erwähnen, dass die Nonnen das ganze Camp echt super organisiert haben, wenn auch, klar, nach ihrem Geschmack.


Kurz zum Thema Religion:

Ist es gut, wenn die Kinder von einer Nonne übers MEGAPHON gefragt werden "Wollt ihr alle heilig werden ?!?!", alle im Chor zurückschreien "JAAA!!" und sich das so lange wiederholt, bis auch der letzte mitbrüllt?

Keine Frage, den Kindern wird durch den Glauben eine Stütze im Leben gegeben, ohne die viele, aufgrund ihrer z.T. schwierigen Vergangenheit, vielleicht weniger zurechtkämen. Solche Methoden, wie ich sie an diesem Wochenende miterlebt habe, halte ich jedoch für überzogen und kann mich nicht damit anfreunden. Es kam mir so vor: den Kindern wird (wie in der ComputerBILD-Werbung) der Kopf geöffnet, Trichter rein, Don Bosco hinterher und dann am Sonntag nach der Abschlussmesse, der Kopf wieder zugemacht.

Jedes Lied, was den Kindern auf dem Camp vorgespielt wurde, stellte gleichzeitig einen Lobgesang auf Don Bosco dar. Jede Geschichte, die die Kinder hörten, handelte von Dob Bosco, alternativ auch von Domingo Sabio und anderen Leuten, die Don Bosco trafen und denen er den rechten Weg wies. Jedes Lied, dass die Kinder gesungen haben, handelte von Don Bosco. Das am meisten gesungene und mir noch am präsentesten hieß zum Beispiel "Don Bosco Amigo(ooo), Oh Don Bosco". Natürlich ist Singen für die Kinder toll, Erzählungen zu hören auch und Rollenspiele machen auch Spaß. Nur wird mir immer deutlicher, dass sie durch dieses Spielerische unbewusst von Don Bosco und dem katholischen Glauben total eingenommen werden und dem ganzen gar nichts entgegensetzen können. Sie lernen ja schließlich nicht, sich kritisch mit ihm oder Gott auseinanderzusetzen.

Nocheinmal: Das soll keine Kritik an der Erziehung der Kinder darstellen. Ich schildere lediglich meinen Eindruck.

Sonntag war das Camp dann vorbei und wir sind gemeinsam zurück gefahren. Insgesamt hat es mir viel Spaß gemacht und mein Draht zu den Kindern ist noch besser geworden. Wäre ich gläubig, hätte mir der Rest vielleicht auch Spaß gemacht.


Machts Gut und bis dann

Euer Ben



Montag, 1. Februar 2010

EIGENTLICH ...

wollte ich heute endlich mal ausfürhlich berichten... Ich habe nämlich heute aufgrund irgendeines Feiertages frei. Am Wochenende waren Elias und Ich mit Kindern und Nonnen auf einem Campamento, hier in der Nähe von Tuxtla. Nur so viel: Da wir in einem Minizelt ohne Isomatten auf Betonboden geschlafen haben, ist der Schlaf ein wenig kurz gekommen. Den habe ich dann heute morgen nachgeholt und jetzt steht plötzlich ein Familienausflug nach San Christóbal an...Den kann ich natürlich nicht ausschlagen und so wird das mit dem bloggen wohl entweder heute Abend oder morgen erst was.


von links nach rechts: Maurizio, Angel, Ich, Eduardo

Bis dahin, machts gut

Ben

Freitag, 22. Januar 2010

Nachtrag: Fotos vom Camp



Da kennt man hier kein Pardon - Salsa kommt auf alles, ja auch Popkorn



Ich und Robin nach der Teamrallye; zu gewinnen gab's ne Flasche Tequila - wir sind leider nur 2. geworden.




Gruppenfoto(s) mit allen Freiwilligen und Siijuveleuten

Nachtrag: Fotos vom Camp








oben: Mein Brief an mich selbst & unten: entspannte Lesestimmung bei perfektem Wetter (Vordergrund Roman, Hintergrund Elias)

Dienstag, 19. Januar 2010

Hola

Hallo Ihr Lieben!

Ich hoffe ihr verzeiht mir die lange Sendepause. Ich hab bis zum 6. Januar meine Ferien genossen und dann gings auch fast schon zum Zwischencamp in Oaxtepec, in Norden von DF (Mexico City). Die Zeit vor dem Camp in der Albergue war ein wenig eintönig, da zunächst nur die vier ältesten Kinder da waren und erst am Sonntag  (10.1) die Restlichen anrückten. An diesem Wochenende bin ich umgezogen: Raus aus der Albergue, wobei Elias und ich das Zimmer netterweise weiter nutzen dürfen (vor allem in Bezug aufs Bad angenehm) und rein in die Familie von Mary-Carmen. Der Umzug verlief sehr ruhig und angenehm entspannt.

Mittwoch gings dann schon zum Camp, ich kann aber trotz dieser sehr kurzen Zeit in der Familie behaupten, dass ich mit sehr netten Menschen zusammenlebe und ich mit ihnen gut klar kommen werde! Zur Familie, die hier im Haus wohnt, zählen: Tonio (21, Elektronikstudent & spielt Am. Football), Mary-Carmen (29, Englischlehrerin), Adolfo (60, Mathelehrer und - soweit ich das verstanden habe - auch Schriftsteller) und Martha (56, Spanischlehrerin). Außerdem haben die beiden Eltern noch 2 weitere Kinder, die aber schon verheiratet und ausgezogen sind. Die kamen auch an meinem ersten Tag hier direkt auf nen Tee (oder Instantkaffee...) und n bisschen Quatschen vorbei und hatten ihre Kinder im Schlepptau.

Das zweite Camp war im Vergleich zum verregneten Ersten sowohl vom Wetter, als auch von der Menge Freizeit, den Gruppenaktivitäten und der Anlage echt gut. Wir waren in 3 Häusern in einem netten Ferienort untergebracht und es hat nur einen Tag geregnet. Ansonsten schien die Sonne und es war warm (man hatte uns nur vorher gesagt, dass es bitterkalt werden würde und so hatte ich total viele warme Sachen mitgeschleppt, die ich natürlich nicht einmal angerührt habe...). Es gab auch nur in etwa 2 Aktivitäten pro Tag, was viel Zeit für Gespräche mit andern Freiwilligen oder Sport zuließ. Meine Highlights: Wir haben den Brief wiederbekommen, den wir Anfang August in Berlin an uns selbst geschrieben haben und konnten in einem sehr informativen Vortrag über Migration in die USA und den Drogenhandel in Mexikos Norden von Yadira, unserer "Chefin" viel über zwei der wichtigsten "Baustelles" des Landes lernen. Ich fand den Vortrag deshalb so gut, weil es unglaublich schwer ist, sich hier neutrale Berichte über solche Themen zu beschaffen, obwohl man im selbigen Land lebt. Selber recherchieren ist einerseits gefährlich, andererseits auch gar nicht möglich, weil ich im Süden Mexikos wohne und es hier nicht die gleichen Probleme gibt.



Euer Ben